Geomorphologie

Verantwortliche:

Tara Beuzen-Waller promovierte 2020 in Geographie an der Sorbonne (Frankreich) mit dem Schwerpunkt Geoarchäologie. Während ihrer Promotion arbeitete sie in verschiedenen Projekten im Oman und in Saudi-Arabien und sammelte Erfahrungen in Geomorphologie und Geoarchäologie. Ihr besonderes Interesse gilt der Mensch-Umwelt-Beziehung sowie den Auswirkungen des Klimawandels auf Hydrosysteme im Oman.

Dana Pietsch ist seit November 2023 Mitarbeiterin im Projekt und erforscht im Rahmen der geoarchäologischen Fragstellungen die Paläoböden. Ihr Forschungsschwerpunkt sind Sediment- und Bodenstratigraphien im Süden der Arabischen Halbinsel, Ostafrika sowie Russland. Ihr besonderes Interesse gilt der Beziehung von Böden und Klimawandel.


Angewandte Methoden:

Geoarchäologen bedienen sich Methoden und Werkzeugen der Geomorphologie und der Geographie, um archäologische Fragen zu Umwelt, Ressourcen und lokalen Prozessen zu beantworten. Auf regionaler Ebene arbeiten Geoarchäologen mit Satellitenbildern, alten Karten oder Luftbildern sowie archäologischen Geodaten. Sie erstellen Karten, um die räumliche Dynamik in großem Maßstab für jede Periode zu verstehen. Auf lokaler Ebene werden alte Alluvialböden und Hydrauliksysteme untersucht. Alluvialböden bieten die Möglichkeit, die aktuelle und vergangene Strömungsdynamik zu verstehen. Im Oman sind sie entscheidend, um hydro-klimatische Schwankungen zu rekonstruieren, zu verstehen, wo und wann Oberflächenströmungen auftraten, und um lokale Wasservorkommen zu erforschen. Die Untersuchung von Alluvialböden stützt sich auf Morphostratigraphie, sedimentologische Analysen und Datierung (unter Verwendung von Radiokohlenstoff oder optisch stimulierter Lumineszenz). Die Methoden der Archäologie (Stratigraphie, Datierung, Untersuchung anthropogener Materialien) werden für die Analyse von Hydrauliksystemen benötigt. Hier ist das Hauptziel, die Bau- und Nutzungszeit jeder Struktur zu datieren, was sehr herausfordernd ist. Neben den Schwemmlandböden kommen sowohl innerhalb der archäologischen Strukturen als auch in deren Umgebung weitere Böden vor. Diese begrabenen Paläoböden sind oft von jüngeren Sedimenten überdeckt und geben Aufschluss über den holozänen Klimawandel. Oft helfen diese Paläoböden, welche mit Humus, Eisen, Kalk und Artefakten angereichert sind, die Stratigraphie sowohl der fluvialen Systeme als auch der Kolluvien zu stützen. Wie die alluvialen Böden werden sie sedimentologisch untersucht und zusätzlich mikromorphologisch analysiert.

Im Projekt UmWeltWandel konzentriert sich die Arbeit auf die Frage nach den Auswirkungen des trockeneren Klimas am Ende der holozänen Regenperiode auf Hydrosysteme und Wasservorkommen. Eines der Hauptziele ist es, die Umwelt vor und während der Bronzezeit zu rekonstruieren, um zu verstehen, wie die Gesellschaft die Umwelt und die verfügbaren Ressourcen ausbeutete oder damit interagierte und wie sich die Landschaft in dieser Zeit entwickelte. Im Oman ist das Einsetzen der Oasen in protohistorischer Zeit eines der Hauptthemen, die Forscher im Bereich der Beziehung zwischen Umwelt und Gesellschaft bearbeiten. Oasen sind anthropogene Agrarysteme, die vollständig künstlich sind und deren intensiver Pflanzenanbau durch Bewässerung aufrechterhalten wird. Oasen sind ein gutes Beispiel dafür, wie Menschen mit restriktiven Umweltbedingungen umgingen und schließlich ein ausgeklügeltes und nachhaltiges System entwickelten.

Das Projekt UmWeltWandel gliedert sich in verschiedene Untersuchungsebenen. Auf regionaler Ebene werden unter Verwendung von öffentlich zugänglichen Daten, Satellitenbildern und Feldforschung geomorphologische Karten erstellt. Der gesamte Kartierungsprozess wird mit einem multidisziplinären GIS (Geoinformationssystem) realisiert, das alle gesammelten räumlichen Daten verbindet. Geomorphologische Karten liefern Informationen über quartäre Landschaftsformen und räumliche Zusammenhänge im Bereich der geomorphologischen Dynamik (Hangdynamik, Ausdehnung der Auen, anthropogene Böden usw.). Von besonderem Interesse sind alluviale Landschaften, die genau beschrieben und datiert werden. Auf lokaler Ebene wird die unmittelbare Umgebung von archäologischen Stätten untersucht. Ziel ist es, die Landschaft vor, während und nach der Besiedlung eines Ortes zu rekonstruieren. Darüber hinaus werden das ökologische und geographische Potenzial des Gebiets, die anthropogenen Veränderungen / Optimierungen des Fundplatzes und die Exposition des Ortes gegenüber der geomorphologischen Dynamik untersucht. Auf örtlicher Ebene werden Ausgrabungen von Wasserbauwerken, insbesondere großen Grabenanlagen, durchgeführt, um zu verstehen, wie sie funktionieren und wie oft sie verwendet wurden.